Ueli's persönlicher Rückblick 2019/2020
Nach dem Motto „nach der Saison ist vor der Saison“ war dies auch bei mir der Fall. Kurz nach Abschluss der Rennsaison fingen die ersten Trainings anfangs Juni wieder auf dem Hintertuxer Gletscher an. Bis Ende Oktober konnte ich über zwanzig Tage Gletscherskitraining verbuchen. Die Trainingsbedingungen auf den Gletschern waren meistens sehr gut. Obschon erschreckend sichtbar ist, wie die Gletscher von Jahr zu Jahr zurückge-hen. Zwischendurch standen mehrere Tage Konditionstrainings in Magglingen und Tenero auf dem Programm.
Im November ging es nach Hamburg für eine Vorbereitungswoche in die Skihalle. Dies war eine sehr spezielle Erfahrung, da die Piste fast nur aus Eis bestand. In der darauffolgenden Woche fand in Landgraf (NL) meine erste Klassifikation statt. Dabei wurde bestimmt, welchen Faktor ich bekomme. Massgebend für den Faktor sind die körperlichen Einschränkungen. Sogleich konnte ich die ersten Rennen meiner internationalen Saison bestreiten. Bei den ersten Rennen hatte ich noch Mühe mit dem speziellen Schnee in der Skihalle. Insgesamt absolvierte ich 4 Rennen auf die ganze Woche verteilt, wobei es von Mal zu Mal besser lief. Im November durfte ich in Zinal (Wallis) und Sulden (Südtirol) dann endlich wieder auf richtigem Schnee trainieren.
Die nächste Herausforderung wartete Mitte Dezember auf dem Pitztaler Gletscher. Dort er-reichte ich beim ersten Super-G WPAS (Fis) Rennen den 12. Rang von 56 Teilnehmern. Dieses Resultat freute mich sehr, denn meine Konkurrenten sind mehr oder weniger alles Profisportler. Zwei Rennen fielen dem Wetter zum Opfer. Doch am Sonntag war das Wetter wie-der besser und der geplante Riesenslalom konnte durchgeführt werden. Leider unterlief mir ein Fehler und ich war out. Die geplanten Rennen in St. Moritz musste ich aus schulischen Gründen absagen. Meine Abwesenheitstage in der Schule wuchsen fast ins «unermessliche», weshalb mein Trainer und ich uns dazu entschlossen haben, mich für die-se Rennen abzumelden und meinen Schulbesuch zu priorisieren.
In Veysonnaz durfte ich an einem Worldcup-Rennen vorfahren. Dabei konnte ich mich mit den Besten der Welt messen, das war ein echt tolles Erlebnis.
Die SM fand Ende Januar in Airolo statt wobei den zweiten Rang erreicht habe.
Der nächste Austragungsort war aus meiner Sicht sehr exotisch. Es ging nach Spanien Espot und allein schon die Hinreise mit 13 Stunden Autofahren war alles andere als ent-spannend. Alle Rennen konnten durchgeführt werden. Vier Super-G, zwei GS und ein SL Rennen konnte ich bestreiten. Beim 2. Super-G hat es mir für meine ersten EC-Punkte gereicht. Bei den anderen Rennen konnte ich leider nicht meine gewünschte Leistung abrufen. Die Piste war äusserst anspruchsvoll und sehr steil. Zudem hatte ich mit körperlichen Problemen zu kämpfen. Hinzu kam die schlechte Verpflegung, so steckte ich den Kopfin den Sand und hatte Mühe mich zu motivieren.
Immerhin konnte ich bei den SDC’s in Andermatt und Flums gute Resultate herausfahren, die jedoch nicht punkterelevant waren.
Ende Februar in Zagreb hoffte ich auf Besserung meiner psychischen Verfassung und dem-entsprechende Rennergebnisse. Es hatte fast keinen Schnee und dort wo noch welcher lag, war die Piste mehrheitlich braun. Bei den folgenden SL-Rennen habe ich zwar keine namhaften Resultate erreicht, aber dafür die Freude und Motivation wiedergefunden.
Die geplanten Rennen in Malbun wurden wegen dem Coronavirus abgesagt. Wenig später war dann auch die Saison 19/20 bereits Geschichte.
Rückblickend kann ich sagen, dass ich froh bin, ohne Verletzung durch die Saison gekom-men zu sein. Ich hatte mir für die Saison 19/20 mehr vorgenommen als ich erreichen konn-te und mein Ziel, die A-Limite zu knacken verpasste ich leider. Durch die vielen Trainingseinheiten im Herbst konnte ich mich sehr gut vorbereiten und ich fühlte mich «parat». Doch dann im Winter bei den Rennen konnte ich es einfach nicht richtig umsetzen und die Leistungen nicht gewünscht abrufen.
Umso mehr bin ich dankbar, dass ich viele neue Erfahrungen sammeln durfte im internationalen Behindertenskirennsport und ich wieder hoch motiviert bin auf die kommenden Trainings und Rennen.
Ueli Rotach